APRIL 2025

Geometrische Farbwelten lösen in der Lorenzkirche Nürnberg Paramente mit bildhaften Motiven ab

Auslöser waren zum einen der Deutsche Evangelische Kirchentag, der 2023 in Nürnberg gastierte, und zum anderen ein neues, multifunktionales Pult, welches mit seinem Kreuz aus goldenen Quadraten im historischen Raum einen modernen Akzent setzt. Jetzt bekommt das Pult Unterstützung durch handgewebte Paramente, in die am Handwebstuhl Quadrate aus Edelstahl und farbigem Filz eingearbeitet werden. Viele, verschiedene Farben fügen sich zu einem pulsierender Farbteppich, der die Brücke zur aufwändigen Architektur schlägt und trotzdem mit einer zeitgemäßen Gestaltung auf den Raum antwortet. Glänzende Edelstahlquadrate konzentrieren sich im Zentrum, ihre Wirkung variiert nach Lichtsituation und Tageszeit. Dem Kirchenjahr folgend, wandelt die Künstlerin Beate Baberske ihre Gestaltungsidee ab und ermöglicht so unterschiedlichste Assoziationen: der grüne Entwurf lässt die Edelstahlquadrate zu Saatkörnern oder zum Schatz im Acker werden, das rote Altarantependium versprüht goldene Funken des Heiligen Geistes, während im weißen Entwurf eher ein leuchtender Lichtstrahl das Altarkreuz fortsetzt und im Rotviolett die Sterne funkeln. Eine besondere Art des Umgangs mit Karfreitag entsteht durch die Abdeckung des Osterparamentes mit einem schwarzen Schleier aus transparentem Stoff. Die Botschaft der Auferstehung kann so in der Trauer trösten. Lese-Empfehlung: Der Verein zur Erhaltung der Lorenzkirche veranstaltet jährlich mehrere Sommerabende um ein Thema der Lorenzkirche herum. Und meist münden diese Abende mit hervorragenden Referent*innen in erstklassigen Publikationen über die Lorenzkirche. 2023 erschien das Heft „Lorenzer Textilien: Bildteppiche, Paramente und Gewänder“.

MÄRZ 2025

Prof. Dr. Stefan Michel wurde in Eisenach erneut zum Vorsitzenden der Marienberger Vereinigung für Paramentik e.V. gewählt.

Am 10. März 2025 wurde Prof. Dr. Stefan Michel in Eisenach erneut zum Vorsitzenden der Marienberger Vereinigung für Paramentik e.V. gewählt. Der Verein hat seit 1924 das Ziel, Paramentikwerkstätten, Theologen und Küstlerinnen mit einander ins Gespräch über Fragen einer zeitgemäßen Textilkunst im Kirchenraum zu bringen. In Eisenach gab sich der Verein einen neuen Namen, der auch für eine zeitgemäßere Ausrichtung steht: Raum · Textilkunst · Kirche e.V.

Auf dem Bild von l.n.r: Josefina Håkansson, Stefan Michel, Kathrin Niemeyer (Ratzeburger Paramentenwerkstatt), Christina Ritter (Paramenten- und Textilwerkstatt Stift Bethlehem, Ludwigslust)

FEBRUAR 2025

Wie ein Gang durch das Kirchenjahr mit seinen Festen und Zeiten

präsentiert sich der 3-teilige Wandbehang für das Gemeinde -und Chorhaus der ev.-luth. Kirchengemeinde St. Johannis in Rostock. Die liturgischen Farben Violett, Grün, Rot und Weiß fügen sich in gut 80 Farbnuancen auf insgesamt 3 Quadratmetern zu einer Gestaltung, in deren Zentrum ein Kreuz sichtbar wird.

Das multifunktional nutzbare Gemeindehaus wurde 2016 eingeweiht. In den Wintermonaten feiert die ortsansässige Kirchengemeinde hier ihre Gottesdienste. Die gewebte Wandgestaltung kennzeichnet zusammen mit Altartisch und Lesepult den liturgischen Handlungsmittelpunkt der Gottesdienste. Gleichsam an ein Triptychon erinnernd ersetzt die hinter dem Altar installierte Textilarbeit mit dem gestalteten Kreuz das Altarkreuz. Das Besondere: Wandgestaltung und Prizipalstücke lassen sich für säkulare Veranstaltungen ohne großen Aufwand aus dem Raum entfernen. Größe: 1 m hoch x 3 m breit – Technik: Gobelin gewebt – Material: Schafwolle auf Leinenkette

TEXTIL-WERKSTATT – Gudrun Willenbockel – August-Bebel-Str. 1 – 14715 Schollene – Tel. 039389-963933 – textil.willenbockel@gmx.de – www.textil-werkstatt.de – Altartisch/Lesepult: Tischlerei Thomas Prüter, Neubukow

JANUAR 2025

Sargtuch

Es war ein ungewöhnlicher Auftrag, der uns 2023/2024 angeboten wurde. Der Kunde hatte die Idee, über seinen Sarg zur Trauerzeremonie ein Sargtuch zur Verhüllung des Sarges haben zu wollen.

Die Wahl für den Entwurf fiel auf Michael Klenk, einen mit dem Auftraggeber befreundetem Künstler aus Schwäbisch Hall, mit dem wir bereits ein weißes Parament für die Michaelskirche gearbeitet hatten. Einen Ballen altes Leinen aus Familienbesitz sollte die Grundlage bilden. Herr Klenk malte den Hl. Michael samt Drachen in den mittleren Bereich und flankierte diesen an den Seiten mit Abbildungen griechischer und römischer Gottheiten, die dem mythologiebewussten Auftraggeber in seinem Leben wichtig waren. Eine gewagte Kombination für ein christliches Begräbnis – und doch: Ausdruck von Offenheit und Akzeptanz wurden hierbei deutlich.

Der Künstler wünschte in Absprache mit dem Auftraggeber eine Veredelung seiner Arbeit durch Stickerei und ließ uns völlig freie Hand dabei. Wir haben vorrangig zwei Aspekte hervorgehoben: Die Verletzungen, die ein Leben zwangsläufig mit sich bringt, dargestellt durch Mullbindenstücke, die in den Hintergrund integriert wurden. Und auf der anderen Seite das Vertrauen in das Wirken Gottes, dargestellt in Goldstickerei.
Das fertige Sargtuch darf bis zu seiner Bestimmung in der Nische des Hauses des Auftraggebers auf die Endlichkeit, aber auch auf den Mut zur Überwindung des Bösen hinweisen.

Elke Gassen, Werkstatt für Textiles und Paramentik, Hofgut Hagenbach 1, 71522 Backnang